Neuerscheinung: Aneignungsprozesse antiker Statuenschemata in den römischen Provinzen

Antike Statuen lassen sich anhand ihres charakteristischen Erscheinungsbilds größtenteils in Gruppen
ordnen. Eine solche Gruppe bezeichnen wir in diesem Band als Schema. Viele Statuenschemata
wurden über Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen tradiert und zugleich in verschiedene
materielle, räumliche und funktionale Kontexte überführt. Zugrunde lag dem stets ein Prozess kreativer
Aneignung, dessen Grad an Reflexion allerdings unterschiedlich hoch ausfallen konnte. Manche
Verarbeitungen behielten die einstigen Sinnzusammenhänge ihrer Vorbilder mehr oder weniger bei,
andere wurden mit gänzlich neuen Bedeutungszuschreibungen versehen. – Ziel des vorliegenden
Buches ist es, die dynamischen und transformativen Kräfte solcher Rezeptionsprozesse an ausgewählten
Beispielen aus den Provinzen des römischen Reiches sichtbar zu machen. Besonderes Augenmerk
liegt dabei auf den jeweiligen sozio-kulturellen Rahmenbedingungen und Kommunikationsgewohnheiten,
die voneinander abweichende, aber auch wiederkehrende Mechanismen und Strategien
im Umgang mit statuarischen Vorlagen erkennen lassen. Beabsichtigt ist so ein Perspektivwechsel,
der es erlaubt, überkommenen Polarisierungen wie ‚Original‘ und ‚Kopie‘, ‚griechisch‘ und ‚römisch‘
oder ‚stadtrömisch‘ und ‚provinziell‘ ihre kategorische wie einseitige Wirkmacht zu nehmen und den
Blick für die mediale Funktion der Bildwerke jenseits von Qualitätsurteilen zu öffnen.

 

 

 

 

 

 

 

Der vorliegende Band, hg. von Johannes Lipps, Martin Dorka Moreno und Jochen Griesbach, ist die erste Veröffentlichung der Reihe Material Appropriation Processes in Antiquity (MAPA), hg. von Johannes Lipps und Dominik Maschek. Erschienen 2021 beim Reichert Verlag in Wiesbaden.

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