Im Lauf seiner rund 2.000-jährigen Stadtgeschichte war Mainz durch eine große Zahl unterschiedlicher, oftmals militärischer Konflikte geprägt. Seit der Landnahme durch die Römer und die Errichtung eines Legionslagers auf dem Kästrich im vorletzten Jahrzehnt v. Chr. wurde die Stadt durch gallische und germanische Stämme bedroht und reagierte darauf mit dem ersten großen Stadtmauerbau. Im Mittelalter versetzten zuerst die Wikinger die Mainzer und Mainzerinnen in Angst und Schrecken, ehe im Hoch- und Spätmittelalter der Investiturstreit und konkurrierende Anwärter auf den Erzbischofssitz für gewaltsame Auseinandersetzungen sorgten. Im 15. Jahrhundert führte die Mainzer Stiftsfehde gar zum Ende der städtischen Freiheitsprivilegien. Nach dem Kriegszug des Markgrafen Albrecht Alkibiades 1552 und dem Dreißigjährigen Krieg kam es im 17. Jahrhundert zur Erweiterung der Stadtbefestigung und zum Bau der noch heute weithin sichtbaren Zitadelle. Zum Spielball der Mächte wurde Mainz im späten 18. Jahrhundert, als die französisch besetzte Stadt nach der Mainzer Republik von preußischen und österreichischen Truppen zurückerobert wurde, was selbst Johann Wolfgang Goethe schriftlich festhielt.
Die Kriege des 20. Jahrhunderts schließlich forderten nachhaltig ihren Tribut: Insbesondere die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg legten weite Teile von Mainz in Schutt und Asche. Die Ringvorlesung nähert sich den zahlreichen kriegerischen Herausforderungen durch einen Blick auf Einzelschicksale, die sich in Texten, Bildern und Artefakten niederschlugen und von vielseitigen Hoffnungen und Ängsten berichten. In einer abschließenden Sitzung wird der Kampf um den Frieden im 21. Jahrhundert im Mittelpunkt stehen.
Programm
Die einzelnen Vorträge finden donnerstags von 18:15 bis 19:45 Uhr im Erbacher Hof (Grebenstraße 24‒26, 55116 Mainz) statt.
31. Oktober 2024
Die Geburt einer Festungsstadt – Das Legionslager von Mainz und der Beginn der römischen Herrschaft
Dr. Daniel Burger-Völlmecke | Wiesbaden
07. November 2024
Kontinuität und Sieghaftigkeit im Angesicht von Herrscherwechsel und militärischem Desaster. Das sogenannte Schwert des Tiberius
Dr. Manuel Flecker | Mainz
14. November 2024
Die römische Stadtmauer von Mainz und das gallische Sonderreich
Prof. Dr. Alexander Heising | Freiburg
21. November 2024
Mainz als spätantike Frontstadt: Von den ‚Magnentius-Wirren‘ bis zum ‚Barbarensturm‘ in der Silvesternacht 406/407 n. Chr.
Prof. Dr. Christian Witschel | Heidelberg
28. November 2024
Angst vor der Bedrohung aus dem Norden – Nordmänner und Wikinger an Rhein und Mosel
Dr. Viola Skiba | Trier
05. Dezember 2024
Zwischen Kaiser und Erzbischof auf dem Weg zur Kommune – Mainz in der Zeit des Investiturstreits
Dr. Christoph Waldecker | Limburg
12. Dezember 2024
Der Kampf um die Kathedra. Der Mainzer Bistumsstreit (1328‒1337) und seine Auswirkungen auf die Stadt Prof. Dr. Nina Gallion | Mainz
19. Dezember 2024
Die Mainzer Stiftsfehde als Gegenstand politischer Kommunikation und literarischer Reflexion
Dr. Hedwig Suwelack | Mainz
09. Januar 2025
Albrecht Alcibiades in Mainz. Der Zweite Markgrafenkrieg und seine Auswirkungen
Dr. Oliver Kruk | Bamberg
16. Januar 2025
„Für ewige Zeiten ein Kriegsposten?“ Die (Festungs-)Baugeschichte der Mainzer Zitadelle
PD Dr. Christian Kayser | München
23. Januar 2025
Schaulust und Bewältigung – Johann Wolfgang Goethe und der Kampf um Mainz 1793
Jun.-Prof. Dr. Gudrun Bamberger | Mainz
30. Januar 2025
Mainz in zwei Weltkriegen. Vom Leben, Überleben und Erinnern
Prof. Dr. Michael Kißener | Mainz
06. Februar 2025
Kämpfen um Frieden im 21. Jahrhundert
Moderation: Dr. Christoph Krauß | Referent Gerechtigkeit und Frieden, Bistum Mainz
Podiumsdikussion u. a. mit Prof. Dr. Peter Kohlgraf | Bischof von Mainz und Präsident von Pax Christi Deutschland