Lehrveranstaltungen

V Mobile Bildträger – Meisterwerke spätantiker und byzantinischer Elfenbeinkunst

Dozent:innen: Dr. Martina Horn
Kurzname: 07.012.16_130
Kurs-Nr.: 07.012.16_130
Kurstyp: Vorlesung

Empfohlene Literatur

Literatur:
Bühl, G. / Cutler, A. / Effenberger, A. (Hrsg.), Spätantike und byzantinische Elfenbeinbildwerke im Diskurs (Wiesbaden 2008).
Cutler, A., The Hand of the Master. Craftsmanship, Ivory and Society in Byzantium (9th -11th centuries) (Princeton 1994).
Delbrück, R., Die Consulardiptychen und verwandte Denkmäler (= Studien zur spätantiken Kunstgeschichte. Band 2). Text- und Tafelband (Berlin/Leipzig 1929).
Goldschmidt, A. / Weitzmann, K., Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen des X. – XIII. Jahrhunderts, Bd.1: Kästen, Bd. 2: Reliefs (Berlin 1930-34). https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/goldschmidt1930ga
Jülich, Th. (Hrsg.), Die mittelalterlichen Elfenbeinarbeiten des Hessischen Landesmuseums Darmstadt (Regensburg 2007).
Olovsdotter, C., The Consular Image: An Iconological Study of the Consular Diptychs. BAR International Series 1376 (Oxford 2005).  
Volbach, W.F., Elfenbeinarbeiten der Spätantike und des frühen Mittelalters (Mainz 31976).
 

Inhalt

Die uralte und weltweit verbreitete Kunst der Elfenbeinschnitzerei wird über die römische Spätantike in die frühchristliche Kunstwelt hineingetragen. Mobile Bildträger der Kleinkunst wie Tafeln, Kästchen oder Pyxiden wurden bevorzugt aus Elfenbein gefertigt. Eine Blütezeit höchster Ausprägung erreicht die byzantinische Elfenbeinkunst in der makedonischen Dynastie unter Kaiser Konstantin Porphyrogennetos (10. Jh.) mit zahlreichen Triptychen und Elfenbeinplatten aus kaiserlichen Hofwerkstätten.
Elfenbeinartefakte zeichnen sich durch die schwierige Beschaffung, komplizierte Verwertung und somit durch die Kostbarkeit des Materials sowie die Kunstfertigkeit der Schnitzarbeiten aus. Entgegen der heutigen Ansicht des blanken Elfenbeins weisen viele Exponate Spuren von Vergoldung oder Bemalung auf. Stilistische Unterschiede zeigen sich im Figurenstil, in Plastizität und Räumlichkeit. Die Anwendung verschiedener Schnitztechniken und der Grad der Hinterschneidungen bestimmt die Reliefform, vom Flach- oder Hochrelief bis hin zur filigranen À-jour-Ausformung. Es kommen kleinteilige figurenreiche Szenerien oder großfigurige Reliefs, oftmals mit aufwendig ornamentierten Architekturrahmungen zur Darstellung. Ikonographisch eröffnet sich eine große Themenvielfalt:  Imperiale und mythologische als auch biblische und christliche Inhalte werden in Elfenbein geschnitzt.
Die auf uns gekommenen Konsulardiptychen, die explizit als verzierte Schreibtafeln zur Übermittlung von Botschaften dienten, vermitteln ein Bild der aristokratischen Gesellschaftsschichten der spätantiken Welt. Die Lipsanothek von Brescia aus dem 4. Jh. steht stilistisch in der Tradition antiker Darstellungen und ist zugleich ein Zeugnis beginnender christlicher Ikonographie mit teilweise schwer interpretierbaren biblischen Bildern. Viele sakrale Gegenstände wurden aus dem Luxusmaterial Elfenbein gearbeitet oder mit Elfenbeinplatten verziert. Besonders bei der Herstellung von Gefäßen für Hostien oder Reliquien unterstreicht die Wertigkeit des Materials den geheiligten Inhalt. Auch die Ikonographie der Szenen ist meist eng mit dem Verwendungszweck der Behältnisse verknüpft. Ein Höhepunkt frühbyzantinischer Artefakte ist der mit Elfenbeinplatten verkleidete bischöfliche Thron in Ravenna, der in einem ausgeklügelten Bildprogramm zahlreiche biblische Szenen und figürliche Reliefs aufnimmt. Großformatige Diptychen oder Triptychen repräsentieren die überirdische Macht der von Christus gekrönten Kaiser. Die weit verbreiteten, seriell produzierten mittelbyzantinischen Rosettenkästchen zeigen verzierte Täfelchen mit Szenen unterschiedlichster - paganer als auch alttestamentlicher - Thematik. Das fortbestehende Interesse an mythologischen Inhalten belegt das Veroli-Kästchen aus dem 10. Jh. Durch ihre Mobilität eignen sich die elfenbeinernen Bildträger besonders als Transfermedium von Bildformularen und als Kommunikationsmittel von Bildinhalten.
Die vielfältigen Exponate der Elfenbeinkunst werden unter produktionstechnischen, stilistischen und ikonographischen Aspekten vorgestellt und in ihren kulturhistorischen Kontext eingeordnet.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
17.04.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
24.04.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
08.05.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
15.05.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
22.05.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
29.05.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
05.06.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
12.06.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
19.06.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
26.06.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
03.07.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
10.07.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
17.07.2024 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)