Religion und Kult

 

1757cRituale für den König. Text- und Traditionsgeschichte im Lichte der hethitischen HerrschaftsideologieDas im Rahmen des Deutsch-Italienischen Austauschprogramms VIGONI vom DAAD sowie von italienischer Seite vom CRUI geförderte Projekt wurde in den Jahren 2010 und 2011 von je einer Arbeitsgemeinschaft an der Universität Florenz (Dr. G. Torri, Dr. C. Corti) und der Universität Mainz (Prof. Dr. D. Prechel, Dr. S. Görke, M. Lepši M.A.) durchgeführt.

Im Fokus der Untersuchungen standen Keilschrifttexte aus architektonisch wie topographisch exponierten Bereichen der Hauptstadt des hethitischen Reiches, Ḫattuša. Tausende von Tontafeln aus der zweiten Hälfte des 2. Jt.s v. Chr. fanden sich im Gebiet der Königsburg Büyükkale, im Bereich der großen Tempelanlage I sowie am sogenannten Haus am Hang, darunter auch das Corpus der „Bau- oder Gründungsrituale“ (CTH 413-415, 725, 726). Diese den Bau eines neuen Tempels oder Palastes thematisierenden Texte dürften, so lässt die lange Überlieferungszeit von bis zu 400 Jahren vermuten, eine eminente Bedeutung für die Legitimation des Königshauses gehabt haben. Für eine Neubewertung wurden neben Inhalt und Funktion auch Entstehungsgeschichte und Fundorte der Texte berücksichtigt. Neben inhaltlichen Erkenntnissen, dass u.a. nämlich die auf die althethitische Zeit zurückgehenden Baurituale CTH 726, 725 und 414 eine Entstehungsgeschichte des hethitischen Königtums bieten, konnte u.a. auch gezeigt werden, dass das Gebäude A auf der Akropolis in Ḫattuša für die Legitimation der hethitischen Dynastie von besonderer Bedeutung war. Weitere Ergebnisse

In Fortführung des Projektes arbeiten S. Görke, D. Prechel und G. Torri an der Edition aller Ritualtexte, denen eine besondere Relevanz für das Königtum zukommt. Diese wird in der renommierten Reihe „Writings of the Ancient World“ der „Society of Biblical Literature“ erscheinen.
SuburbanesHeiligtumDas suburbane Heiligtum von Kako Plaï auf dem Anavlochos/KretaDie Genese der suburbanen Kultplätze unterliegt nicht nur den allgemeinen Veränderungen in der Kult- und Weihpraxis, sondern vollzieht sich darüber hinaus in enger Wechselwirkung mit der Entwicklung der Siedlung oder Polis, zu der das jeweilige Heiligtum gehörte. Am Beispiel einer geometrisch-archaischen Siedlung auf dem Anavlochos und des zugehörigen suburbanen Heiligtums von Kako Plai soll untersucht werden, welche konkrete Funktion dieser Kult erfüllt hat und welche Rückschlüsse sich möglicherweise aus dem Votivmaterial auf die sozialen Strukturen innerhalb der Siedlung ziehen lassen. Durch eine ikonographische und quantitative Analyse der figürlichen Terrakotten, die das Gros der erhaltenen Weihgaben bilden, sollen der Charakter des Kultes sowie die Intensität der Nutzung des Heiligtums genauer bestimmt werden. Zusätzliche Hinweise liefert die Keramik, die im Votivmaterial allerdings nur in verhältnismäßig geringem Umfang vertreten ist.
Christlicher Altar<br />
im Pronaos des Asklepios-TempelsKulttopographie Griechenlands - Kontinuität(en) und Diskontinuität(en) von der römischen Eroberung bis in die byzantinische ZeitWie in vielen anderen Gebieten auch befand sich die sakrale Landschaft Griechenlands über weite Strecken ihrer Geschichte in ständiger Veränderung. Einrichtung, Nutzung/Pflege, Erweiterung/Reduktion, Auflassung und ggf. erneute Ingebrauchnahme von Kultstätten waren nicht nur von der sich immer wieder verändernden Siedlungsstruktur abhängig, sondern z.B. auch von (sich unterschiedlich schnell vollziehenden) Wandlungen in Erwartung/Anspruch des Menschen an Religion und Kult, aber auch an besondere Orte. Gegenstand des Projektes ist die exemplarische, fachübergreifend durchgeführte Untersuchung von Kontinuität, Adaption und Veränderung von Kult und Kultstätten in Griechenland als einem geographisch begrenzten und trotz der Divergenzen zwischen seinen einzelnen "Landschaften" kulturell annähernd einheitlichen zentralen Gebiet der Alten Welt. Der für die Untersuchung ausgewählte Zeitraum bietet die Möglichkeit, mehrere Jahrhunderte paganer, jüdischer und christlicher Kultausübung jeweils für sich, als Teil einer jahrhundertelangen Entwicklung, als (teilweise) parallel laufende Phänomene und als einander nicht nur ablösende, sondern auch beeinflussende Konkurrenten zu betrachten. Bestandteil der Untersuchungen sind Topographie, Architektur, Numismatik, Votive, Ritualgegenstände, Ikonographie sowie epigraphische und literarische Quellen zu den verschiedensten Facetten der Kultausübung.